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Teil 10: Firlefanz

Ja, es sind einige Wochen ins Land gegangen und Lilly hat einen Zweitnamen, Firlefanz!

Aus gutem Grund.

 

Manchmal frage ich mich, ob ich wirklich einen Hund aus dem Tierschutz übernommen habe.

Dieses Wesen vereint so einige Tierarten in sich, natürlich auch einen Hund, aber da wäre noch die Katze,

der Reißwolf, die schnellste Maus aus Mexico, das Erdferkel, der Maulwurf, die Lachmöwe, um nur die zu nennen, die mir spontan einfallen.

 

Was hat sich so alles verändert in den letzten drei Monaten:

Es schreit nicht mehr so oft!

Es schreit nicht mehr so lange, wenn ich gehe!

Aber wenn, dann klingeln einem die Ohren, sagt mein Mann, ich bin ja nicht da und kann das nicht bestätigen.

 

Es kotzt nicht mehr bei jeder Fahrt ins Auto.

Zitat von meinem Mann: “Bei mir macht sie das nicht… das muß an DEINEM Fahrstil liegen.“ Pah.

Ich denke, dass sich so langsam alles entwickelt, genauso wie der Gleichgewichtssinn.

 

Bei der Oma allerdings hinkt er an manchen Tagen etwas hinterher, was sie dazu veranlaßt sich im Kreis zu drehen.

Der Zahn der Zeit nagt.

Nichtsdestotrotz führt sie das Regiment, auch auf dem Hundeplatz!

 

Firlefanz versucht ab und zu die Weltherrschaft im Hause Spelsberg an sich zu reißen.

Jedoch hat sie weder mit Ömchen Ruby noch mit mir gerechnet. Hinten anstellen bitte, gaaaaanz weit hinten!

 

Unsere Spaziergänge gestalten sich mitunter etwas schwierig.

Die eine kann nicht schnell genug irgendwo hinkommen, die andere verliert sich in ihrer Welt und trödelt mit der Sanduhr um die Wette.

 

Ich entscheide mich dann für den Freilauf, meistens für beide.

So stehe ich dann morgens schon hin und hergerissen zwischen Dampflok und Bremswagen. Wem schenke ich meine Aufmerksamkeit?

Die Oma braucht die Unterstützung sonst merkt sie zeitweise nicht wohin es weitergeht und Firlefanz nutzt ihre gewonnene Freiheit, um auf Erkundungstour zu gehen.

 

Oh, da kommt ein anderer Hund?

Perfekt, sagt sie sich, und rennt los.

 

Dann in Lauerstellung, anpirschen, mit leichten gehopsten Sprüngen auf den anderen zu stürmen, bremsen und…

Überraschung, ich bin es, die Neue im Revier!

 

Wie peinlich mir das ist und ich denke immer:“ Hoffentlich kennt mich keiner.“

 

Dieses Gefühl habe ich auch fast jeden Sonntagmorgen, wenn ich die beiden Damen vor der GLASTÜRE der Bäckerei absetze und die Lachmöwe zu schreien anfängt.

 

Ich stehe nur 4 m entfernt von ihr, an der Theke, es kann mich sehen!!!

Der Bäckerladen befindet sich in einer Passage.

Überdacht.

Wer hier schreit wird noch in 2 km Entfernung gehört.

 

Ich freue mich über meine Maske und möchte mir dann eigentlich noch einen Tarnumhang umwerfen…manchmal rutschen mir dann so Bemerkungen raus wie: „Kennen sie zufällig eine gute Hundeschule?“

 

Die Sache mit dem Rückruf üben wir natürlich genauso, wie meine Kunden mit ihren Hunden. Teilweise mit Pfiff, teilweise mit Signalwort. Ich gebe zu, auch dafür habe ich mir noch nicht die Zeit genommen, die es braucht.

Und so kann es passieren, dass mein Freigänger vieles spannend findet und kein gesteigertes Interesse zeigt, mir sofort zu folgen, wenn ich das möchte.

 

ABER es gibt einen „Schlachtruf“, der funktioniert sehr gut: Tschüss!

 

Wenn ich DAS sage, gehe ich normalerweise ja auch wirklich, zum Beispiel aus dem Haus.  Firlefanz hat sich das gemerkt.

 

Wenn wir also nicht recht einer Meinung sind, was die Richtung unseres Weges angeht, kommt von mir der Hinweis an sie:

Tschüss (ich bin dann mal weg).

Sehr zum Erstaunen anderer Wegbegleiter gehe ich dann auch ohne mich ein weiteres Mal umzudrehen.

 

Ich erkläre dann, dass Lilly sich

a) schon recht gut hier auskennt und nach Hause finden würde,

b) sie eine Marke mit Namen und meiner Handynummer an ihrem Geschirr trägt (man möge mich bitte anrufen)

und c) sie jetzt die richtige Entscheidung treffen sollte, oder sich eine andere Herberge suchen möge, ich gehe jetzt!

 

Zugegeben, natürlich ist mir ein wenig flau, aber bis jetzt hat es immer funktioniert und die schnellste Maus aus Mexico rast an mir vorbei, um mich mit keckem Blick aus den Augenwinkeln zu fragen:

„Das meinst du doch nicht so, du liebst mich doch auch, oder?“

 

Ach, mein Firlefanz😉

 

Ich freue mich auf ihre Nachricht

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